Familien auf der Flucht

Fodumo: Junge Somalierin mit Sohn in Reyershausen

files/eddigehausen/Aktionen/Fudomo_web.jpgSeit Februar 2014 wohnt die 27-jährige Fodumo mit ihrem fast zweijährigen Sohn Nasri in Reyershausen. Der Landkreis Göttingen quartierte sie dort in einer von Privat angebotenen Ein-Zimmer-Wohnung ein.
Die Geschichte von Fodumo liest sich wie die von Zigtausenden. Geflohen vor den unmenschlichen Bedingungen in Somalia, die dort vor allem für Frauen herrschen, gelangte sie durch eine abenteuerliche, mehrmonatige Flucht quer durch Nordafrika an die Mittelmeerküste. In einem Boot gelang ihr die Überfahrt nach Italien. Dabei musste sie miterleben, wie Bootsinsassen aufgrund der widrigen Verhältnisse über Bord gingen. Nach einiger Zeit in Italien kam sie im Dezember 2013 nach Deutschland ins Aufnahmelager Braunschweig, wo sie im Januar 2014 ihren Sohn zur Welt brachte. Anschließend wurde sie dem Landkreis Göttingen zugeteilt und wohnt nun in Reyershausen.
Seit Mitte 2014 kommt sie mit ihrem Sohn regelmäßig zur Internationalen Teestube nach Bovenden und wird vom Diakonischen Werk betreut. Sie nahm einige Monate lang an einem Sprachkurs in Weende teil.
Ihr größter Wunsch ist es, eine Wohnung in Bovenden zu finden. Natürlich ist es für eine alleinerziehende, kaum deutsch sprechende Frau nicht einfach, Kontakte auf dem Dorf zu finden. Hohe Buskosten und keine Einkaufsmöglichkeiten vor Ort machen die Situation nicht besser. Von Bovenden aus hätte sie auch eher wieder die Möglichkeit, an einem neuen Sprachkurs teilzunehmen.
Wer sich über Fodumo näher informieren möchte oder gar eine kleine Wohnung anzubieten hätte, melde sich bitte beim Diakonischen Werk Bovenden.
Ulrike Eckes

Refugees welcome Für uns ist es viel Arbeit ... für die Flüchtlinge ihre Rettung

Kirchenratsmitglied Jan Fragel arbeitet hauptberuflich als Journalist. Als Reporter ist er unter anderem für radio ffn unterwegs in Südniedersachsen und berichtet über politische-gesellschaftliche Themen, Sport oder Justiz. In diesem Jahr hat auch er in der Region zum Thema „Flüchtlinge“ recherchiert. Für den Gemeindebrief hat er einige Punkte zusammengefasst. Sein Ergebnis: Das Aufnehmen von Flüchtlingen ist für viel mehr Menschen gelebte christliche Nächstenliebe als die Nachrichten im Allgemeinen zeigen. Den Asylgegnern hingegen wird zu viel Beachtung geschenkt.
Friedland:
Ich bin in Friedland gewesen, diesem geschichtsträchtigen Ort im Süden des Landkreises. Dem Tor zur Freiheit. Für
700 Menschen ist es ausgelegt, das Grenzdurchgangslager. Jetzt wird es Landesaufnahmebehörde Niedersachsen genannt - ein sperriger Begriff für Menschen, die tausende Kilometer geflohen sind, zu Fuß, übers Meer, mit dem Zug und wieder zu Fuß, um dort nun endlich mal durchatmen zu können. Friedland ist jetzt auch Tor zum Frieden. Ich habe Flüchtlinge gesehen, wie sie geduldig warten, in einer 100 Meter langen Schlange vor der Essensausgabe.
Man spürt die Erleichterung der Geflüchteten und man spürt die große Herausforderung, für die professionellen und die ehrenamtlichen Helfer. Ich bin in der Kleiderkammer gewesen. Ein Geschäftsmann aus Northeim bringt gerade 100 Teddybären, er hat sie extra gekauft. Auf der Straße stehen gleich drei Flüchtlinge an seinem Auto und wollen helfen, die Kartons zu tragen. Drinnen herrscht koordinierte Geschäftigkeit. Sind die Kartons am richtigen Platz? Ja. Danke, wir können sie sehr gut gebrauchen, sagt einer der Helfer. Ein Händedruck, ein kurzer Blick in die Augen der Flüchtlinge. Dann ist die Spendenübergabe schon vorbei. Der Mann, Ende 50, hat Tränen in den Augen. „Wir leben in Frieden, ich kenne keinen Krieg. Aber meine Eltern sind nach dem Zweiten Weltkrieg geflohen, das habe ich nie vergessen.“ In Friedland und einigen Notlagern im Kreis Göttingen leben 4000 Flüchtlinge und warten darauf, in die Kommunen weiterreisen zu können.
Kufstein:
Wir sitzen im Zug nach München. Mit im Abteil sitzen zwei Männer aus Afrika. Offensichtlich sind sie Flüchtlinge. Die beiden sind Anfang 20, haben kein Gepäck, der eine hat nicht einmal eine Jacke. Zu oft wird von einer „Flüchtlingsschwemme“ gesprochen, die „bewältigt“ werden muss. Das klingt so bedrohlich. Die beiden Männer wirken gar nicht bedrohlich. Was muss passieren, damit ein Mensch seine Heimat, seine Familie, seine Freunde, sein Dach über dem Kopf - und sei es noch so bescheiden - verlässt? Die beiden kommen aus Eritrea und sprechen gebrochen Englisch. Sie kommen beide aus demselben Dorf. Der eine ist zuerst nach Israel geflohen, in Libyen haben sie sich getroffen. „Verfolgt“ wurden sie, erzählen sie, hatten Angst um ihr Leben, sahen keine Perspektive. Da haben sie sich auf den Weg gemacht. Für mehr Details reicht die Zeit nicht. Die Bundespolizei schaut ins Abteil, „Passport?“ Beide schütteln den Kopf. „Eritrea?“, fragt der Polizist, sie nicken. „Next station you have to leave this train.“ Der Polizist spricht klar, aber nicht unfreundlich. „You are in Germany", erklären wir ihnen. Sie glauben es zunächst nicht und haben dann fast Tränen in den Augen. Wir erklären ihnen, dass sie nun registriert werden und darum den Zug verlassen müssen. „Welcome to Germany.“ Ich gebe dem einen meine Fleece-Jacke. Draußen sind es nicht mal zehn Grad.
Osterode:
Die Frage nach dem Warum für eine Flucht lässt mich nicht los. In einer Notunterkunft für Flüchtlinge in Osterode, die innerhalb von vier Tagen vom Deutschen Roten Kreuz in einer Turnhalle eingerichtet wurde, treffe ich einen jungen Pakistani. Er spricht etwas Englisch. Sein Bruder habe in Pakistan für die Polizei gearbeitet. Darum hätten ihn die Taliban umgebracht. Seine Mutter sagte zu ihm: Geh, Junge! Bring Dich in Sicherheit. Vier Wochen hat das gedauert über Iran, Türkei, Griechenland und den Westbalkan nach Österreich bis nach Deutschland. Mit dem Boot
musste er nicht fahren. „Ich hätte gerne meine Familie hier, aber eigentlich will ich wieder zurück nach Pakistan.“ Wann kehrt wieder Frieden ein?

Flucht vor 70 Jahren
Agathe Rodewald aus Bovenden erzählt

Bei uns leben heute noch zahlreiche Menschen, die nach dem zweiten Weltkrieg ihre Heimat verlassen mussten. Agathe Rodewald, geb. 1933, floh mit ihrer Familie 1945 aus Großlindenau in Ostpreußen nach Lauenburg an der Elbe. Sie berichtet von ihren Erlebnissen:
Im Januar 1945 sagte meine Mutter: „Morgen fährst du nicht zur Schule, sondern zum Jarelsberg bei Soldin (jetzt Polen)." Ich war entsetzt. Mutter brachte mich und meine Geschwister zum Zug nach Königsberg. Nach kurzer Zeit blieb der Zug stehen, da es keine Kohlen zur Weiterfahrt gab. Frierend und hungrig saßen wir eine Nacht und einen Tag auf dem Bahnsteig, bis wieder ein Zug kam. In Soldin wartete meine Tante zwei Tage lang auf uns. Als wir ankamen, marschierten wir bei klirrendem Frost weiter, bis wir bei den Baracken ankamen – ursprünglich für französische Gefangene. In jedem Raum standen drei Doppelbetten, immer zwei Kinder schliefen in einem Bett.
Im Sommer 1945 ging es von dort aus im Viehwaggon weiter Richtung Westen. Es gab weder Wasser noch Licht, zum Glück Stroh zum Liegen. Unterwegs hielt der Zug an verlassenen Gärten. Dann rannte jeder zuerst ins Gebüsch. Es wurde Feuer gemacht, Gemüse gesammelt und gekocht. Wenn der Zug pfiff, musste man sofort aufspringen. Wir waren bis Schwerin wohl eine Woche unterwegs.
Wir kamen ins Flüchtlingslager: Läusepulver, Typhusimpfung und heiße Suppe erwarteten uns. In einer großen Halle lag Stroh auf dem Boden. Ein Baumstamm begrenzte den Platz für die Familie.
Eine meiner kleinen Cousinen, Mariannchen, starb in Schwerin. Irgendwie wurde eine kleine Kiste als Sarg aufgetrieben. Der junge Pfarrer hatte mit ihr die 44. Beerdigung an diesem Tag. In einer langen Grube lagen lauter Kindersärge in einer Reihe. Mariannchen kam dazu: Ein Gebet, ein Lied, das war alles.
Nach einiger Zeit erreichte uns ein Brief vom Vater. Er war schwerverwundet aus Pillau mit dem Schiff über die Ostsee gekommen. In Lauenburg war zufällig ein Kommilitone aus Königsberg Bürgermeister. Er half, eine Unterkunft für uns alle zu finden. Aber dazu mussten wir über die „grüne Grenze“. Es war sehr gefährlich. Weihnachten 1945 waren wir, nach vielen Gefahren, fast alle in Lauenburg.
Wir wurden in das vornehme Rektorhaus eingewiesen. In ein großes Wohnzimmer wurden drei Doppelbetten und ein Ofen gestellt. Wir merkten sehr, dass wir nicht willkommen waren. Ein kleiner Bruder (4 Jahre) durfte in der Küche beim Weihnachtsbacken zusehen. Er stibitzte ein Stückchen von den Teigresten und wurde wüst beschimpft. „Dieb" war noch das Harmloseste.
Vikarin Annette Lapp

25 Jahre Iglesia Luterana de Nicaragua „Fe y Esperanza“ (ILFE) eine Fluchtgeschichte

1971 wurde in El Salvador die lutherische Kirche gegründet. Die Menschen dort litten aber unter der Gewalt der Diktatur. 1980 wurde der katholische Bischof Oscar Romero während einer Messe vor dem Altar erschossen. Ein trauriger Höhepunkt auf dem Zenit der Gewalt, die durch die USA unterstützt wurde. Wer sich gegen das Regime aussprach, war seines Lebens nicht mehr sicher. Viele Menschen flohen nach Nicaragua, darunter auch die lutherischen Christen. 1983 wurden erste kleine lutherische Gemeinden gebildet, Gottesdienste gefeiert und eine Sozialarbeit unter den Flüchtlingen organisiert.
Während der Kriegszeit in Nicaragua formte das Konzept der „Pastoral de acompanamiento“ die Arbeit. Dieses Konzept betont die Solidarität in Wort und Tat als Weg, Kirche in Zentralamerika zu sein. Später vertieft der Begriff „Pastoral Integral“ das Verständnis, Kirche in Solidarität mit anderen zu sein, und so kommt es 1990 zur Gründung der Iglesia Luterana Fe y Esperanza (ILFE; Lutherische Kirche „Glaube und Hoffnung“). 2004 wird Victoria Cortez als Bischöfin eingesetzt.
Die ILFE hat viele engagierte Mitarbeiter/innen. Von ihren diakonischen Werken profitieren heute ca. 15.000 Menschen.
Neben der Rechtfertigung aus Glauben steht für die ILFE im Zentrum ihrer Identität der vom Leiden auferstandene Christus. Er lädt dazu ein, sein Angesicht auf dieser Erde zu suchen, es in der Not des Nächsten wie im eigenen Leben zu entdecken und sich seiner helfenden Nähe zu vergewissern. So wie Christus sich Menschen
zur Seite stellt, beauftragt er sie, Zeichen seines Reiches auf dieser Erde zu setzen. Daraus erwächst die Herausforderung, auf manches zu verzichten, Konflikte um Christi willen auszutragen und dem, der Gottes Liebe bedarf, zu helfen sowie die Stimme gegen Ungerechtigkeit und Gewalt zu erheben. Gerade Menschen mit wenig Besitz und Bildung sollen im Selbstbewusstsein gestärkt und zum Handeln befähigt werden. Die ILFE versteht sich als eine weltzugewandte Kirche, die sich aktiv in die Zivilgesellschaft einbringt. Lutherische Christen, die einst Flüchtlinge waren, tragen heute Mitverantwortung für ein würdevolles Leben in der Gesellschaft Nicaraguas. Seit 1992 lernen junge Menschen aus Bovenden/Göttingen und aus Nicaragua in einer Partnerschaft voneinander.
Pastor Uwe Völker

SOS MEDITERRANEE

files/eddigehausen/Aktionen/Mediternee_web.jpgLiebe Leserinnen und Leser,
zuerst einmal möchten wir uns ganz herzlich bedanken für die zahlreichen Unterstützer aus der alten Heimat, die uns seit dem ersten Bericht von SOS MEDITERRANEE geschrieben, uns alles Gute gewünscht und auf das Spendenkonto überwiesen haben. Wir danken Ihnen und Euch allen und freuen uns sehr über die zahlreiche und grosszügige Unterstützung für den Aufbau von SOS MEDITERRANEE, der ersten zivilen europäischen Rettungsgesellschaft für das Mittelmeer!
Inzwischen ist SOS MEDITERRANEE in Deutschland und in Frankreich etabliert und wird demnächst auch in Italien gegründet. „SOS MEDITERRANEE Deutschland e.V.“ ist im Vereinsregister eingetragen und als gemeinnützig anerkannt. Seit Anfang Mai wurden mehr als 130.000.- Euro auf das deutsche Konto eingezahlt. Unsere erste, in Marseille gestartete europäische Crowdfunding-Kampagne auf der Webseite ulule.com hat bis Ende Oktober weitere 270.000.- Euro erbracht. Unsere Partner „Médecins du Monde/Ärzte der Welt“, haben für den ersten Rettungseinsatz 200.000.- Euro zugesagt. Die Kosten für den Schiffsbetrieb von drei Monaten, die sich auf 675.000.- Euro belaufen, sind damit fast zusammen. Wir sind optimistisch, dass wir die noch offenen 75.000.- Euro in den  kommenden Wochen sammeln können. Damit ist eine wichtige Voraussetzung geschafft, um mit dem ersten Rettungseinsatz zu beginnen.
Nun fehlt uns dazu noch das Schiff. Die MARKAB, der von uns als erstes Rettungsschiff ausgesuchte ehemalige holländische Lotsenversetzer, der in Pula in Kroatien auf seinen Einsatz wartet, kostet 1.200.000.- Euro. Da wir diesen Betrag kurzfristig nicht aufbringen können, haben wir eine Bremer Schifffahrtsbank gefragt, die sich bereit erklärt hat, mit einem Schiffskredit einzuspringen. Sobald wir danach mit den Eignern des Schiffes einig sind, können wir die MARKAB übernehmen, ausrüsten und dauerhaft betreiben. Wir hoffen, dass wir bis zum Jahresende so weit sind!
Denn die Lage im Seegebiet südlich von Sizilien, zwischen Libyen und Lampedusa, ist unverändert ernst. Weit mehr als 3000 Menschen sind auch in diesem Jahr wieder im Mittelmeer gestorben. Zivile Rettungsschiffe, die im Sommer Tausende von Menschen gerettet haben, werden im Winter abgezogen. Aber wie schon im vergangenen Jahr kommen die Flüchtlinge weiterhin. Als ehemaliges Lotsenschiff, das in der Nordsee ganzjährig im Einsatz war, ist die MARKAB auf den Wintereinsatz vorbereitet. So bald wir können, werden wir in See stechen und mit der ganzjährigen, zivilen Seenotrettung im Seegebiet zwischen Lampedusa und Libyen beginnen.
Um das Rettungsschiff MARKAB abzuzahlen und die Seenotrettung dauerhaft zu betreiben, benötigt SOS MEDITERRANEE auch weiterhin Ihre und Eure Unterstützung!
Spendenkonto: SOS MEDITERRANEE,
IBAN: DE 04 1005 0000 0190 4184 51,
BIC: BELADEBEXXX.
Informationen zur Fördermitgliedschaft unter SOSMEDITERRANEE.org, weitere Informationen: facebook.com/sosmediterranee
Klaus u. Karin Vogel, Berlin

Was können wir für traumatisierte Flüchtlinge tun?

Unter den Kriegsflüchtlingen, die zur Zeit zu uns kommen, sind viele traumatisierte Kinder, Jugendliche und Erwachsene.
Unter einem Trauma versteht man in der Psychologie und Psychotherapie ein gewaltsames und auswegloses Geschehen, das über jemanden hereinbricht. Die bisher erworbene Fähigkeit, den Lebensalltag aktiv zu gestalten und sich vor seinen Ungewissheiten einigermaßen schützen zu können, wird abrupt überwältigt. Die Folge sind quälende Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit, verbunden mit einem lebenslangen „Riss“ im Selbst- und Weltvertrauen. Ein Trauma ist ein fundamentaler Einschnitt in die Biographie. Sicherheit und Vermeidung von Abhängigkeiten sind in der Folge zentrale Lebensthemen für die Betroffenen.
Wir wissen, dass viele Flüchtlinge traumatische Erfahrungen gemacht haben: Verluste von zentralen Bezugspersonen,
Verluste von Heimat und Geborgenheit, unmittelbare Gewalterfahrungen wie Bombenangriffe, Seenot, vielfacher Mord an Zivilpersonen.
Wie haben diese Flüchtlinge es geschafft, die Schrecken seelisch zu überleben? Die Frage lenkt den Blick auf die sogenannten protektiven Faktoren, die eine stärkende Gegenkraft gegen das Trauma sind. Das kann eine tragfähige Mutter-Kind-Beziehung sein, eine stabile Partnerschaft und stabile Familienbeziehungen, Zugehörigkeit zu einer Nachbarschafts- oder Freundesgruppe, aber auch berufliche Qualifikation und Bildungsinteressen. Solche Widerstandskräfte helfen dem Traumatisierten, nicht im Opferstatus zu verharren.
Eine sichere Grundversorgung der Flüchtlinge, verbunden mit Orientierungshilfen im deutschen Alltag, Sprachkursen, Ausbildungs- und Arbeitsangeboten sind in dieser Perspektive auch protektive Faktoren für traumatisierte Menschen.
Was können wir tun? Am wichtigsten scheint mir, einen „doppelten Blick“ einzuüben, das heißt, sowohl auf die Beschädigungen wie auch auf die protektiven Faktoren zu achten. Traumatisierte sind nicht nur Objekte unserer Fürsorge, sondern bringen Fähigkeiten mit. Wir können ihnen etwas zutrauen und zu-muten im doppelten Sinne des Wortes. Der doppelte Blick erleichtert den Umgang auf Augenhöhe, auch wenn es um praktische Hilfen geht.
Wolfgang Winter
Pastor i.R., ehemaliger Leiter der Ev. Ehe-,
Lebens- und Erziehungsberatungsstelle Göttingen

Abend zum Thema: „Flucht und Vertreibung“

Das Thema Flüchtlinge bestimmt zurzeit die Nachrichten. Die Stimmung kocht hoch. An diesem Abend betrachten wir es von einer anderen Seite: Sie sind herzlich eingeladen, am Freitag, dem 15. Januar 2016, von 18 bis 22 Uhr in das Dietrich-Bonhoeffer-Haus zu kommen.
Pastor Uwe Völker und Diakon Wolfgang Ziehe stellen die vielschichtige Identitätsstudie "Geh und lebe" vor. In dem vielfach ausgezeichneten Flüchtlingsdrama muss ein gebürtiger Christ in die Rolle eines Juden schlüpfen, um staatlicher Verfolgung zu entgehen. Sehr differenziert wird vom Überleben zwischen den Religionen, Emotionen und dem Leid von Menschen erzählt, die alles verlieren und irgendwie weiterleben müssen. Ein Kind muss seine Identität verleugnen wie einst vor den Nazis versteckte Kinder. Selbst gut Gemeintes kann zudringlich wirken, etwa wenn den Menschen ihre Kleidung, das Einzige, was sie aus ihrem früheren Leben mitbringen, sofort weggenommen und verbrannt wird.
Ein kleiner Imbiss und eine Diskussion sollen folgen. Wer mag und kann, wird gebeten, gut erhaltene Koffer und Herrenschuhe in den Größen 39 bis 44 mitzubringen, die für das Grenzdurchgangslager Friedland bestimmt sind.
Dort kommen täglich neue Flüchtlinge an. Sie haben zum Teil monatelange Reisen hinter sich und haben weniger als das Nötigste bei sich. Vor Ort kümmert sich die Caritasstelle darum, dass jeder Flüchtling tragbare Kleidung bekommt. Dann werden die Menschen von Friedland aus deutschlandweit verteilt. Damit sie ihr Hab und Gut nicht in Müll- oder Einkaufstüten umhertragen müssen, werden dringend Koffer, Reisetaschen und Rucksäcke benötigt. Ebenso fehlt es an festen Herrenschuhen.
Diakon Wolfgang Ziehe

Spendenkonten
Diakonie Deutschland. Sie unterstützt Flüchtlinge in Deutschland
Evangelische Bank, IBAN: DE66 5206 0410 0006 0004 01, Stichwort: Fluechtlingshilfe
Diakonie Katastrophenhilfe. Sie unterstützt Flüchtlingsprojekte im Ausland
Evangelische Bank, IBAN: DE68 5206 0410 0000 5025 02, Stichwort: Fluechtlingshilfe weltweit
Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst. Das Werk unterstützt Friedens- und Entwicklungsprojekte weltweit
Bank f. Kirche u. Diakonie, IBAN: DE10100610060500500500, Stichwort: Hilfe
weltweit

Möchten Sie in unserer Region helfen? Informationen hierzu finden Sie unter der folgenden Adresse: www.rundertischzieten.jimdo.com (Regelmäßige Termine für die Spendenannahme: dienstags 10.00-11.30 Uhr und freitags 16.00-17.00 Uhr oder beim städtischen Spendenzentrum an der Robert-Bosch-Breite, der Zugang liegt gegenüber dem Eingangstor des Firmengeländes an der Robert-Bosch-Breite 1. Geöffnet ist die Einrichtung montags, mittwochs und freitags von 8.30 bis 10.00 und 16.30 bis 18.00 Uhr sowie an Sonnabenden von 10.30 bis 12.00 Uhr.
Der Landkreis Göttingen sucht Wohnungen für Einzelpersonen oder Ehepaare,
Tel. 0551-525-9155,

Zurück