Ferienzeit -Raus aus dem Alltag

… das bedeutet für mich: Verantwortung loslassen können. Über Ostern waren wir beispielsweise bei der Familie meiner Schwester in den Niederlanden. Morgens keine Tiere füttern müssen - keine Meerschweinchen, keine Katzen, keine Schafe. Das morgendliche Müsli nicht selbst schnippeln müssen, sondern sich an den gedeckten Frühstückstisch setzen, wo es zur Freude der Kinder „Biscuit met hagelslag“ gibt, eine Zwiebackvariante mit Schokostreuseln. Wir Erwachsenen probieren auch jedes Mal wieder das süße Zeug und andere Köstlichkeiten, die zu Hause im Routinebetrieb nicht vorkommen – der Horizont weitet sich und es entsteht die Idee, zu Hause vielleicht auch mal was anderes zu kochen... Die Welt ist doch vielfältiger, als wir sie uns manchmal gestalten!
Wenn man weg ist, muss keine Wäsche gewaschen, kein Einkauf erledigt, kein Ofen angeheizt, müssen keine Blumen begossen werden: Es rufen keine Pflichten, jede Hilfe geschieht freiwillig – der Kopf ist frei für Neues, ich kann meine volle Aufmerksamkeit den anderen zuwenden und habe plötzlich viel mehr Geduld für die Kinder, eigene und fremde. Vergangene Erlebnisse werden erzählt und verarbeitet, durch die Distanz oder humorvolle Darstellung verlieren sie zum Teil ihre Schwere. Einige Tage neue Eindrücke lockern Seele und Körper auf, Zeit für Gespräche und gemeinsame Erlebnisse ersetzen einsame Alltagssorgen, der Augenblick steht viel mehr im Vordergrund als sonst.
Lachen gehört dazu, wenn es raus aus dem Alltag gehtund auch gemeinsam kiebig sein; ich werde wieder ein bisschen wie ein Kind. Alte, verschüttete Eigenschaften und Fertigkeiten kommen plötzlich wieder zum Vorschein, die ich lange nicht an mir erlebt hatte, die aber nie ganz weg waren. Meist gehört für mich zu einer Auszeit auch viel Bewegung dazu, Wanderungen, zu denen ich normalerweise nicht genug Zeit finde, die mir aber so gut tun.
Und am Ende freue ich mich wieder auf den Alltag: Mit neuer Kraft und neuen Ideen geht es zurück in die Struktur, die ja auch nicht schlecht ist, die mit ihren vielen kleinen Aufgaben dem Leben einen Sinn verleiht. Ein bisschen der Entspannung, des Humors, der abgeguckten Sitten können hinüber gerettet werden in den Alltag und machen das Leben schön – und die Pläne für die nächste Auszeit fangen an zu reifen…
Swantje Eigner-Thiel

Wie sieht denn der Alltag eines Pensionärs aus, der 50 Jahre lang mit Schülern, Eltern, Kollegen und Vorgesetzten zusammen gearbeitet hat und der nach 45 Jahren alle Ehrenämter im Sportverein abgab?
Die Gewichte im Alltag haben sich verschoben: In der großen Familie leben die Kinder und Enkel in der Nähe. Dort springt man gern ein beim Hausbau, Umbau und bei der Enkelbetreuung. Die eigenen Eltern mussten versorgt, betreut und gepflegt werden.
Viele Dinge sind aus der damaligen aktiven Arbeitszeit übernommen worden und unterbrechen den Alltag: Freundschaften werden weiterhin gepflegt, zweimal pro Woche wird Tennis in großer Runde gespielt, im vierzehntägigen Wechsel wandern wir mit der Wandergruppe im Bovender Sportverein in der Region.
Konzert- und Theaterbesuche unterbrechen den Alltag und führen häufig zu intensiven Gesprächen und Diskussionen.
Das Männerwandern in Südtirol mit Pastor Uwe Völker entpuppte sich als „Gipfelstürmen“. Dabei an Grenzen stoßen, sie zu überwinden, am Ziel ein Glücksgefühl zu erleben, alle Beschwernisse zu vergessen, inne zu halten und das in Gemeinschaft mit anderen, das ist ein totaler Ausstieg aus dem Alltag.
Das Zitat von Kurt Tucholski „Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt. Sieh sie dir an“ war und ist mein und unser Wahlspruch. Aufwendige Nachbereitungen der Reisen per Video vertiefen die gewonnenen Eindrücke.
Ich bin dankbar, weiter nach vorne sehen und Pläne schmieden zu können.
Walter Pieper

Stress, Anspannung, Druck im Job oder im Amt – richtig vorbereitet kann es durch Entspannung gelingen, den Akku wieder aufzuladen.
Raus aus dem Alltag und wenn es nur für ein paar Tage oder eine Woche ist.
Möglichst stressfreie Anreise. Im Urlaub beginnt die Erholung schon mit der Anreise. Dauert der Trip nur wenige Tage, so wird diese Weisheit noch wichtiger. „An erster Stelle sollte man sich bei der Buchung der Entfernung zum Urlaubsort bewusst werden“, das empfehle ich. Länger als drei Stunden sollte die Anreise besser nicht dauern. Reist man mit dem Auto an, dann sind diese drei Stunden Anreisezeit die Toleranzdistanz, die noch gut weggesteckt wird, ohne dass man genervt ist. Stressfreie Verkehrsmittel sind Bus, Fernbus oder Bahn.
Auszeit auf dem Wasser: Raus aus dem Alltag, rauf aufs Kreuzfahrtschiff. Viele faszinierende Reiseziele entdecken, ohne dafür das Hotel wechseln zu müssen. Neue Bekanntschaften schließen. Mit Frühbucherrabatten oder Last-minute-Angeboten kann man hier viel Urlaub für wenig Geld bekommen. Meine Frau und ich sind Kreuzfahrt-Fans und nutzen diese Angebote gern. Per Schiff haben wir schon das östliche und westliche Mittelmeer,
Norwegen, das Baltikum, Israel und den Orient erkundet. Im Nordmeer bis hinauf nach St. Petersburg erlebten wir
majestätische Fjorde und malerische Küstenstriche. Für uns sind diese Schiffsreisen viel mehr als nur eine Kreuzfahrt, sie sind Erlebnisse, die alle Sinne ansprechen. Den Alltag hinter sich lassen und im Urlaub aufgehen, sich wiederfinden, die Arbeit vergessen, genießen, Eintauchen in andere Welten. Unvergessene Momente erleben.
Ausbrechen heißt nicht, vor dem Alltag zu fliehen – im Leben eines Menschen sind Eckpunkte wichtig. Ausbrechen bedeutet: die Tretmühle verlassen, auch einmal abseits der Pfade gehen, den Blickwinkel oder auch die Laufrichtung ändern, nicht für immer, nur ab und zu – damit sich nicht ein neuer Trott entwickelt. Um raus aus dem Trott zu kommen, müssen liebgewonnene Gewohnheiten einmal umgestellt und neue Akzente gesetzt werden.
Mein Tipp: Probieren Sie es aus; eine Schiffsreise ist heute erschwinglich und hebt das innere Wohlgefühl, macht zufrieden und glücklich!
Werner Hungerland

Zu meinem 50. Geburtstag habe ich mir einen Traum erfüllt, der schon viele Jahre in meinem Kopf geisterte. Acht Wochen aus dem Alltag aussteigen, 800 km quer durch Spanien; zu Fuß; nur mit einem Rucksack auf dem Rücken und dem Nötigsten im Gepäck. Vom Buch Hape Kerkelings inspiriert, wollte ich ihn gehen, den berühmten Camino Frances, den Jakobsweg von St. Jean Pied de Port in Frankreich am Fuße der Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela nahe der spanischen Atlantikküste.
Meine Kinder waren erwachsen und nichts stand dem Plan entgegen. Mit Vorfreude und Selbstzweifeln begab ich
mich Ende April 2012 auf meinen Weg, gestärkt mit einem Reisesegen von Wolfgang Ziehe während einer kleinen Abschiedsandacht in unserer Kirche und mit den Wünschen lieber Freunde, Nachbarn und einiger Arbeitskolleginnen im Gepäck. Das machte mir Mut mich auf eine ungewisse Zeit in einem fremden Land einzulassen.
Schnell machte ich nette Bekanntschaften mit Pilgern aus aller Welt. Es lief nicht alles wie gedacht und geplant,
das merkte ich bereits während der Anreise im Zug von Frankfurt über Paris nach Südfrankreich. Ich war einen Tag zu früh dran und meine Zugfahrkarte galt am Reisetag nicht, was ich aber erst im Zug merkte. Schon da entwickelte sich alles zum Guten und so erlebte ich die gesamte Pilgerzeit. Der Weg gab mir was ich brauchte, das spürte ich immer wieder und das stärkte mein Gottvertrauen. Rückblickend war diese Auszeit ein großes Geschenk. Zu erfahren, wie glücklich es macht, sich jeden Tag ohne Eile im Schritttempo zu bewegen, neue Orte kennen zu lernen, Zeit für sich zu haben und sich aufgehoben fühlen in der Gemeinschaft der Pilgernden. Jeder mit seiner eigenen Motivation und Geschichte. Frei haben vom Alltag zu Hause. Einmal aus seinem Leben heraus treten und eine andere Perspektive einnehmen. Keine Eile. Nur die tägliche Abfolge von elementaren Tätigkeiten wie Laufen, Schauen, Essen, Begegnungen, Schlafen, wieder Laufen, Schauen… Das tut gut und macht mich dankbar.
Eine der wichtigsten Erfahrungen für mich: Ich brauche nur sehr wenig um richtig glücklich zu sein und Sinnhaftigkeit und Gottes Schöpfung zu spüren, die im prall gefüllten Alltag so oft verloren geht. Ich hätte es vor der ersten Reise nie gedacht: Es zieht mich immer wieder auf diese Weise raus aus dem Alltag. In diesem Jahr werde ich den Camino Primitivo von Oviedo über die asturischen Berge bis Santiago de Compostela gehen.
Christine Klaiber

Zum Jubiläum der Partnerschaft sind wir nach Managua geflogen um den Alltag der anderen Seite der inzwischen über 20 Jahre dauernden Partnerschaft zu erleben. Dieser Blick über den Tellerrand war eine Blickerweiterung besonderer Art. Auch wenn man beruflich in vielen Ländern gewesen ist, ist das Leben in den Hütten in El Rodeito an der Grenze zu Honduras ein Erlebnis, das für mich neu war. Ja, im Urlaub in Zelt oder Wohnwagen ist das Leben einfacher als im Haus in Bovenden, aber gegenüber der Alltagsumgebung dieser Menschen ist ein europäischer Campingplatz reiner Luxus.
Schlafen in einer Hängematte, nicht aus Abenteuerlust, sondern weil kein anderer Platz da ist und das Esszimmer mit Hühnern und anderen Tieren zu teilen, weil sie durch die nie ganz geschlossene Tür huschen, schafft neuen Zugang zum Leben. Waschen und Duschen nicht etwa im gefliesten Bad oder auch nur in abgeschlossenen Räumen, sondern am Dorfbrunnen unter freiem Himmel geht natürlich nur bei den alltäglichen Temperaturen, die wir uns für den Sommerurlaub wünschen.
Und dass die Alltäglichkeit dieser Temperaturen und die ausbleibenden Niederschläge dann nicht nur schöne  Ferientage, sondern verdorrende Pflanzen und fehlende Versorgung mit Grundnahrungsmitteln und Wasser hat, kann man in den Nachrichten hier regelmäßig hören. Es aber hautnah zu erleben, in der Mittagshitze die geplante Wanderung durch die kargen Felder abbrechen zu müssen, weil es einfach zu heiß ist, lässt ein neues Verstehen
für "Siesta" entstehen. Dass die Auswirkungen weit bedeutender sind als das Vertrocknen von Blumen und  Zierpflanzen bei uns, wenn es mal ein heißer Sommer ist, ist nur aus den Schilderungen der Gastgeber zu erfahren, denn dazu sind wir ja viel zu schnell wieder zurückgekehrt in unseren Alltag. Und die Gastfreundschaft hat die Tische bei allem Mangel ausreichend gedeckt. Die Erfahrung von Auswirkungen tropischer Wirbelstürme und sintflutartigen Regenfällen gehörten nicht zu unseren Alltagserfahrungen in Nicaragua. Gott sei Dank. Für die Partner dort werden sie aber zu einer Erfahrung, die nicht der Großvater dem Enkel als Geschichte weitergibt, sondern der Vater mit dem Sohn gemeinsam durchstehen muss, denn so eine Katastrophe findet inzwischen in jeder Generation einmal statt.
Wir haben ganz viel von den Notfallvorsorgeutensilien ungenutzt wieder mitgebracht. Ganz so lebensbedrohlich und
gesundheitsgefährdend wie befürchtet war es denn doch nicht für unsere zivilisationsverwöhnten Körper. Sicher ungewohnt für Kreislauf und Magen, aber wir haben uns daran gewöhnt.
Die Tiefe der erlebten Freude über den Besuch hat mir neben dem Eindruck, wie die Auswirkungen des Klimawandels sich anfühlen, auch die Wichtigkeit vermittelt, diese Partnerschaft aufrechtzuerhalten, um vielen, insbesondere jungen Menschen die Möglichkeit einer solchen Erfahrung außerhalb des eigenen Alltags zu geben.
Auch wenn der Flug natürlich auch ein Teil genau der Reiseaktivität ist, die den Klimawandel beschleunigen.
Mein Dank und das Angebot zur Unterstützung gilt all denen, die sich für die Fortführung der Partnerschaft starkmachen.
Arno Schmidt

Fazit
„Arbeit war sein Leben“- nein, so sollte esnicht sein, denn Gott selbst ruhte sich nach getaner Arbeit selbst aus. Wir brauchen immer wieder den Ausstieg aus dem Alltag oder der Arbeit und so können wir nur sagen: Möge Gott uns auf unserem Weg immer auf gute Möglichkeiten der Ruhe oder des Urlaubs stoßen lassen.
Ja, wir brauchen gelegentlich einen Ausstieg aus dem grauen Alltag, denn von Erlebnissen, Eindrücken, Erfahrungen und Bildern zehren wir. Wie gut tut es doch, wenn wir in der Erinnerung begeistert von guten Erfahrungen berichten können. Weißt du noch... und schon stehen uns wieder lebendig die Bilder vor Augen.
Ein paar Gemeindemitglieder haben berichtet, warum sie immer mal etwas außergewöhnliches machen, ob nun eine
Kreuzfahrt oder ein Nicaraguaaufenthalt. Fest steht und für alle gilt: Es sind besondere Erfahrungen von denen sie auch heute noch zehren und Kraft für den Alltag geschöpft haben. Und so möchte ich Sie motivieren ab und zu aus dem Alltag weiterhin auszusteigen.
Nimm dir Zeit zu arbeiten, aber vergiss nicht wie wichtig die Ruhe ist. Nimm dir Zeit zu spielen – das ist das Geheimnis der ewigen Jugend. Nimm dir Zeit zu lesen – das ist die Grundlage der Weisheit. Nimm dir Zeit, freundlich zu sein – das ist der Weg zum Glück. Nimm dir Zeit zu träumen – sie bewegt dein Leben und deine Gedanken. Nimm dir Zeit, dich umzusehen – der Tag ist zu kurz, um selbstsüchtig zu sein. Nimm dir Zeit zu lachen, das ist die Musik der Seele. Gott liebt uns, wenn wir arbeiten, aber er liebt uns auch, wenn wir uns ausruhen undneue Erlebnisse und Erfahrungen sammeln.
Pastor Uwe Völker

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