Gegen den Trend: Kirche hat Zukunft

 

Frische Ideen für die Kirche:
Neue Formen von Gemeinde trotzen dem Trend

files/eddigehausen/Aktionen/fresh_X_logo_klein.jpg„Fresh Expressions of Church“ (kurz: „Fresh X“) – so heißt eine Bewegung, die seit einigen Jahren das Gesicht der Kirche in England verändert. Die Anglikanische Kirche stand schon vor etwa 30 Jahren an dem Punkt, an dem wir in Deutschland heute sind: Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus, traditionelle kirchliche Angebote sind für Viele kaum von Interesse, die finanziellen Ressourcen der Gemeinden werden knapp. Auch in Bovenden sind in den letzten 20 Jahren viele Menschen aus der Kirche ausgetreten – einen ausführlichen Artikel mit Zahlen und Fakten gab es im letzten Gemeindebrief.
Dennoch halten Christen daran fest: Das Evangelium ist nach wie vor aktuell und wichtig für die Menschen unserer Zeit. Was also können wir tun, um dem Trend entgegenzutreten und weiter das Wort Gottes zu verkündigen?
In England sind in den vergangenen 20 Jahren viele erstaunliche Projekte entstanden. Anglikanische Christen haben begonnen, vollkommen neu zu denken und Gemeinde dort zu leben, wo die Menschen sind – statt nur darauf zu warten, dass die Menschen zu ihnen kommen. Dafür ist mehr nötig als nur einladend zu sein – dafür muss man bereit sein, altvertraute Wege zu verlassen. Es gibt Gemeinden in Cafés und Nagelstudios, Gemeindeinitiativen in sozial schwachen Wohngebieten und vieles mehr. Für eine „Fresh X“ gelten vier Merkmale. Sie ist:
• missional, d.h. ausgerichtet auf Menschen, die noch keinen Bezug zu Kirche und Gemeinde haben.
• kontextuell, d.h. sie taucht in ein ganz bestimmtes Milieu ein, um Kirche und Gemeinde in einem neuen Kontext Gestalt zu verleihen.
• lebensverändernd, d.h. sie lädt Menschen in die persönliche Nachfolge Jesu ein.
• gemeindebildend, d.h. sie ist kein Projekt auf Zeit, sondern zielt darauf ab, eine vom Kontext geprägte neue Form von Gemeinde hervorzubringen (Quelle: www.freshexpressions.de).
Die Fresh X-Bewegung zieht mittlerweile auch in Deutschland Kreise. Die Gründung der Ökumenischen Jugendgemeinde Göttingen ist nur ein Beispiel, wie eine solche neue Form von Gemeinde aussehen kann. Verschiedene Landeskirchen haben Stellen für Fresh X eingerichtet und es gibt regelmäßig Fresh X-Kurse für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter von Kirchengemeinden (Informationen unter www.freshexpressions.de). Ganz wichtig: Das Ziel von Fresh X ist nicht, traditionelle Formen der Gemeindearbeit abzulösen oder zu ersetzen. Wo Gemeinde so, wie sie ist, lebt und besteht, soll das auch so bleiben. Aber an Orten, wo Menschen kaum noch mit dem Evangelium in Berührung kommen, sollen neue Wege gefunden werden, um Menschen für einen lebendigen Glauben zu begeistern.
(al)

Wenn Kirche neue Wege geht:
Die Ökumenische Jugendgemeinde Göttingen

files/eddigehausen/Aktionen/Jugendgemeinde Christian Schernus_klein.jpgEin besonderes Projekt mit Zukunftsaussicht startet am 1. September in Göttingen: Die Ökumenische Jugendgemeinde. Jugendliche aus Göttingen und Umgebung feiern in den Räumen der Evangelisch-reformierten Gemeinde Göttingen, Untere Karspüle 11, Jugendgottesdienste und erleben christliche Gemeinschaft.
„Ich finde es wichtig, dass Jugendliche die Möglichkeit haben, unter sich den Glauben an Gott zu entdecken und ihren eigenen Weg finden, ihn auszuleben. Ich hoffe, dass das in der Jugendgemeinde und in den Jugendgottesdiensten möglich ist“, sagt Katharina Bodmann, 17 Jahre. Sie gehört zu einem Kreis von Jugendlichen, die den Start der Jugendgemeinde vorbereiten. Das Projekt wird vom CVJM (Christlicher Verein junger Menschen) gemeinsam mit neun kooperierenden Gemeinden verschiedener Konfessionen getragen. Jugendreferent Christian Schernus (27, Foto) wird sie leiten. Ihm ist es ein Anliegen, einen Ort zu schaffen, wo ugendliche ein Zuhause finden können: „Ich bin der festen Überzeugung, dass der christliche Glaube eine neue Perspektive für das Leben schafft und es bereichert. Ich möchte Jugendliche ermutigen, ihre Stärken und Vorlieben einzubringen. Mich begeistert an diesem Projekt, dass Jugendliche nicht nur Teilnehmer, sondern Akteure sind und wir einen Beitrag zur Ökumene leisten können.“
Ein Kreis von engagierten, größtenteils ehrenamtlichen „Wegbereitern“ hat sich über die vergangenen eineinhalb Jahre für die Entstehung der Jugendgemeinde eingesetzt. Das Besondere daran ist, dass Menschen aus so vielen unterschiedlichen Gemeinden an einem Strang ziehen.
Der Großteil der Kosten wird von den Kooperationspartnern sowie in der Anfangsphase von dem Förderprogramm ehrenWERT. der Klosterkammer Hannover und der AKB Stiftung Einbeck getragen. Darüber hinaus ist die Jugendgemeinde auf finanzielle Unterstützung von Privatpersonen angewiesen.

Kontakt- und Spendendaten sowie weitere Informationen finden Sie unter www.jugendgemeinde-goettingen.de

Bei Gott zu Besuch
... von alten und neuen Gottesdienstformen

files/eddigehausen/Aktionen/Bibel_klein.jpg„Alle in der Gemeinde ließen sich regelmäßig von den Aposteln im Glauben unterweisen und lebten in enger Gemeinschaft, feierten das Abendmahl und beteten miteinander.“ So erzählt die Apostelgeschichte von den ersten Christen. Sie trafen sich oft – das stärkte ihre Beziehungen untereinander und natürlich auch die zu Gott. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelten sich verschiedene Liturgien – festgelegte Abläufe – für den Gottesdienst, die heute nicht mehr für jeden verständlich sind. So wie die Menschen entwickelten sich auch die Gottesdienstformen weiter und Aufbrüche wurden gewagt. In unserer Gemeinde gibt es Gottesdienste verschiedenster Formen: Themenzentriert und zur Abendzeit. Am Ostermorgen treffen sich Menschen noch in der Dunkelheit, um mit allen Sinnen zu spüren, wie Jesus beim aufgehenden Morgenlicht auferstanden ist. Konfirmanden gestalten ihren eigenen Vorstellungsgottesdienst.
Trotzdem kann man sich manchmal fragen: Wieso nehmen nur so wenige Menschen an unseren Gottesdiensten teil? Sprechen die Gottesdienste nicht alle an?! „Gott neu denken zu lernen mit Kindern kann für die ganze Gemeinde zur spannenden Neuentdeckung der christlichen Botschaft werden, ein Prozess, bei dem alle Generationen zu Schenkenden und Beschenkten werden.“ Frau Prof. Anna Szagun, Lenglern, beschreibt den Gottesdienst als einen generationsverbindenden Besuch bei Gott. Damit sich alle wohl fühlen, müssen die gottesdienstlichen Elemente verständlich und erfahrbar gestaltet und dennoch tiefsinnig und tragend sein. Sie müssen Neues für Klein und Groß erschließen. Alte Lieder können mit neuen Melodien oder Instrumenten gesungen, Gebete wie das „Unser-Vater“ mit kreativen Aktionen, Symbolen oder Bildern zusammengebracht werden. Die Sprache ist einfach, klar und kommt ohne alle theologischen Fachwörter aus. Solche „Gottesdienste für alle“ wollen Menschen miteinander verbinden und der Feier mehr Raum und Zeit schenken. Pastorin Klasink hat einen solchen Gottesdienst erstmals zu Ostern 2015 in Eddigehausen erprobt.
Eine andere Möglichkeit ist es, im Gottesdienst einen „Bibliolog“ durchzuführen. Anstelle einer klassischen Predigt kommt die ganze Gemeinde zu Wort, indem sie in die Rolle einer Figur aus der biblischen Geschichte schlüpft. Jeder kann sich selbst in die Lebenswelt des Bibeltextes hineinfühlen – so kommen verschiedene Sichtweisen zum Ausdruck. Dabei gilt der Grundsatz: Alles, was gesagt wird, ist richtig und darf so stehen bleiben. Alle dürfen, aber niemand muss etwas sagen.
Gottesdienste sind weder an Raum noch an Zeit gebunden. Mit Gott reden, sein Wort hören und etwas mitnehmen, loben und Segen empfangen: Das geht alle Generationen an. Sie sind alle willkommen, immer wieder Gott zu besuchen.
(jr)

Mit Gott feiern

Für Annegret Heitkamp ist es selbstverständlich, jeden Sonntag in den Gottesdienst zu gehen. Was ihr daran so wichtig ist, hat sie im Gespräch mit Pastorin Jenny Robbert erzählt.
Annegret, wann und wo nimmst du dir besonders Zeit für Gott?
Ich bin den ganzen Tag mit ihm in Kontakt. Er ist immer da. Doch gerade am Sonntagmorgen brauche ich ganz besonders den Gottesdienst. Damit fängt für mich die neue Woche an.
Was gefällt dir am gottesdienstlichen Angebot der Kirche?
Herzstücke sind für mich die Kirchenmusik, dievollständige Liturgie und schließlich die Auslegung eines biblischen Textes.
Unser Gottesdienst beginnt meist mit den Worten: "Wir feiern diesen Gottesdienst im Namen Gottes ..." Spürst du, auf einer Feier zu sein?
Oh ja, das spüre ich stets, manchmal ist es sogar sehr feierlich. Alles rund um die Predigt ist feierlich abgestimmt und es ist richtig schön, in Gemeinschaft zusammen zu sein. Ich freue mich besonders bekannte Leute zu sehen. Am schönsten ist ein Orgelstück von Johann Sebastian Bach, das Frau Schiller spielt. In Bovenden wird der Gottesdienst wirklich gefeiert.
Was könnte helfen, Gottesdienste für alle ansprechender und verständlicher zu machen?
Ich finde es gut, dass in der Predigt auch etwas Lehrhaftes vermittelt wird. Es hilft, den Kontext besser zu egreifen, wenn ein wenig vom Anlass des Textes und etwas aus der alten Welt erzählt wird. Alte Liedtexte erläutern tut auch gut. Aber bitte nicht zu oft im Gottesdienst mit Bildern oder Symbolen arbeiten. Mir gefällt die kognitive Ausrichtung des Gottesdienstes. Und bitte auch mit allen Elementen im Gottesdienst würdig umgehen.
Für welches Angebot in der Kirche würdest du auch in Zukunft werben?
Natürlich für den Gottesdienst am Sonntagmorgen!! Und bitte immer mit Bach.
Vielen Dank für das Gespräch!
(jr)

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