Schwerpunktthema des aktuellen Gemeindebriefes - März 2014

Konfirmation nötig?!
Ein Taufunterricht für Babys und Kleinkinder ist unmöglich. Die Bedeutung der Taufe muss an anderer Stelle erklärt werden. Auch die Abendmahlsfeier in der Kirche ist ein besonderes Sakrament. Das will verstanden werden. Luther und andere Reformatoren schrieben dazu Lernbücher, sogenannte Katechismen. Das Frage- und Antwortspiel zum christlichen Glauben musste in früheren Jahrhunderten auswendig gelernt werden. Eine Abschlussprüfung
schaffte die Voraussetzung, richtig in die Gemeinde aufgenommen und beim Abendmahl eingeladen zu sein.
Für das erreichte Finale bildete sich schon vor der Reformation ein feierlicher Ritus. Diese Konfirmation ist aber nicht wie die Firmung ein Sakrament. Luther schuf mit dieser Klarstellung ein neues Verständnis von Konfirmation als kirchlichem Brauch. Dieser besondere Gottesdienst gehört nicht zwingend zum Glauben dazu, kann aber durchaus nützlich sein. Gerade in der biografischen Entwicklung des jungen Menschen kann der Konfirmationsgottesdienst
mit Handauflegung und Segnung als wertvolle Lebensbegleitung aufgefasst und wahrgenommen werden.
In den Konfirmandenunterricht, der sich erst im 19. Jahrhundert auf einen Zeitraum von bis zu 2 Jahren verlängerte, wird heute bewusst die Lebenswelt des Jugendlichen einbezogen. Sie sollen erfahren und erfassen, was es heißt, als Christ/in in unserer Zeit zu leben. In einer Welt, in der selbst die religiöse Bildung im Elternhaus kontinuierlich abnimmt, schaffen Freizeiten und das persönliche Vertrauensverhältnis zu den Hauptamtlichen für Mädchen und Jungen die Basis zur Gemeinde und Kirche. Heute entscheiden junge Menschen zusehends selbst, ob sie die Einladung zum Konfirmandenunterricht annehmen. Noch gibt es das vertraute Unterrichtsmodell von einer Wochenstunde, aber unsere Gemeinden proben neue Modelle. Auch Ungetaufte wollen mit ihren Freunden hinschauen, ob unsere Religion etwas für sie ist, und im besten Fall werden sie im Konfirmationsgottesdienst getauft. Die Taufe ist ein Bekenntnis zum Schöpfer, Freund und ewigen Begleiter. Das zu verstehen, es anzunehmen, ist eigentlich ein lebenslanges Lernen.

Pastorin Jenny Robbert

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Zwischen Sinnsuche und Langeweile
Was bewegt junge Menschen, den Konfirmandenunterricht zu besuchen?
„Ich möchte herausfinden, ob ich an Gott glaube“. „Meine Mutter zwingt mich dazu“. - Interviews mit Vorkonfirmanden aus Bovenden.
Sie sind 12 oder 13 Jahre alt, in der Schule wird es langsam anstrengender, und so manche Idee von Erwachsenen kommt bei Jugendlichen in dieser Zeit nicht so gut an. Gleichzeitig stellt sich vielen von ihnen die Frage: Soll ich mich konfirmieren lassen und was bringt mir das? Der Konfirmandenunterricht hat in Bovenden nach wie vor regen Zulauf. Was die Jugendlichen bewegt, zwei Jahre lang regelmäßig Kirchenbänke und Gemeindehausstühle zu drücken, das haben wir die „Vorkonfis“ schriftlich gefragt. Sie nehmen seit Herbst 2013 am Unterricht teil.
Die Interviews haben wir anonym durchgeführt, um möglichst ehrliche Antworten zu bekommen. Auf unserer Internetseite, www.ev-kirche-bovenden.de, sind die Interviews von 29 Vorkonfis ausführlich dokumentiert.

Zwei Jahre gehört jetzt der Konfirmandenunterricht zu Deinem Leben. Wie geht es Dir damit?
Die Vorkonfirmanden freuen sich auf die gemeinsame Zeit, andere Menschen kennenzulernen und darauf, etwas zu lernen, auch wenn sie manchmal keine Lust auf den Unterricht haben. Wichtig für die Motivation sind die Themen, die spannend sein sollten, dann freut man sich auf den Unterricht. Die Kirchenbesuche sind ein Muss. Nur wenige äußern ihren Unmut darüber, zwar nicht jeden Sonntag, aber doch regelmäßig zum Gottesdienst gehen zu müssen: „Manchmal stresst es mich schon.“

Warum möchtest Du Dich konfirmieren lassen?
Bei den Antworten auf diese Frage wird schnell deutlich, dass sich diejenigen, die am Konfirmandenunterricht teilnehmen, sehr bewusst sind, warum sie das tun. Ein Teil ist aus tiefem Bewusstsein dabei: „Weil ich an Gott glaube und mehr darüber erfahren will.“ Ein anderer fühlt sich noch auf dem Weg: „Ich möchte herausfinden, ob ich an Gott glaube.“ Ein Konfi möchte mit der Konfirmation zur Gemeinde gehören, „und zwar richtig". Zum Teil ist es auch die familiäre Tradition: "In meiner Familie sind alle konfirmiert".

Fazit:
Ihre Motivation und Beweggründe schwanken zwischen christlicher Überzeugung oder der Suche danach und äußerlichen, zum Teil auch elterlichen Zwängen.Manche lockt zudem die Aussicht auf Geldgeschenke zur Konfirmationsfeier. Abschließend drei Aussagen, die das Bild von Vorkonfirmanden treffend darstellen: „Es freut mich, dass ich diesen Teil des Lebens miterleben darf. Es macht viel Spaß und ich würde es jedem empfehlen,
der auch Ja zu Gott sagen will.“ „Konfi(-unterricht) geht mir an den Kragen!“ „Es macht Spaß, doch es ist auch Arbeit.“

Interviews zusammengefasst von Jan Fragel

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Konfi-Samstage als Reise durch die Welt des Glaubens in Eddigehausen und Reyershausen

Nach den Sommerferien beginnt ein neuer Vorkonfirmandenkurs in Eddigehausen und Reyershausen. Diese Zeit gleicht einer Reise durch die Welt des Glaubens. Am Anfang findet die Gruppe zusammen; teilweise kennt man sich seit dem Kindergarten, lernt aber auch neue Leute aus dem Nachbardorf kennen. Begleitet werden sie auf ihrer Entdeckungsreise durch Pastorin Christina Klasink und jugendliche TEAMER.
An jedem Konfi-Samstag lernen die Jugendlichen ein Thema kennen, das in der Lebenswelt des christlichen Glaubens
wichtig ist. Am Anfang des Konfi-Samstags steht meist eine Frage: Warum ist dieser Jesus von Nazaret so wichtig? Ist die Bibel nur ein Buch? Beten, was ist das eigentlich? Gemeinsam wird die Fragestellung erarbeitet und vertieft, Hintergründe werden erkundet.
Dann machen die Jugendlichen sich das Thema auf kreative Weise zu eigen. Das können Gruppenarbeiten, kleine Kunstprojekte oder die Vorbereitung eines Gottesdienstes sein. In der Pause wird ein gemeinsames Mittagessen zubereitet; jeder und jede übernimmt dabei eine kleine Aufgabe. Sie erleben Gemeinschaft.
Zu den Highlights der Konfi-Zeit gehören die Konfirmandenfreizeiten, die oft noch über die Zeit des Unterrichts hinaus in Erinnerung bleiben.
Am Ende der Entdeckungsreise durch die Welt des Glaubens steht ein Bekenntnis: Die Jugendlichen antworten mit ihrem „Ja“ auf das „Ja“, das ihnen Gott in ihrer Taufe zugesagt hat. Sie bekennen sich zu ihrem christlichen Glauben.

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Konfirmantion vor 70 Jahren

Vor fast siebzig Jahren, am Palmsonntag des Jahres 1946, wurde Heinrich Hardege in Eddigehausen konfirmiert. Er erzählt, wie es damals so war: Der Konfirmandenunterricht fand donnerstags zwei Stunden lang im Pfarrhaus
oder in der Dorfschule statt. In Reyershausen gab es in den letzten Kriegsjahren aufgrund der nationalsozialistischen
Gesinnung keine Konfirmationen. In Eddigehausen waren wir in meinem Jahrgang elf Konfirmandinnen und Konfirmanden. Im Unterricht waren wir allerdings etwa zwanzig, da wir zusammen mit den Vorkonfirmanden
unterrichtet wurden. Da wurde viel Unsinn getrieben. Zum Beispiel wurde Pastor Lauf's Tabak, der sich in einer
Schublade befand, in einem unbewachten Moment mit zerkleinerten Bärlauchblättern oder Haaren vermengt.
Da er sich gegen uns nur schwer durchsetzen konnte, war oft seine energische Frau oder deren Vater, ein pensionierter Kriminalkommissar, im Unterricht anwesend, um für Respekt zu sorgen. Wir nahmen den Heidelberger Katechismus durch und mussten viele Lieder auswendig lernen. 14 Tage vor der Konfirmation, die traditionsgemäß
am Palmsonntag stattfand, gab es eine "Prüfung". Die Themen und Fragen wurden allerdings vorher verteilt, damit
keiner durchfiel.
Die Konfirmation selbst hatte noch einen viel höheren Stellenwert als heute. Es war ein hohes Fest, das mindestens zwei Tage gefeiert wurde. Dazu nahmen sich die Eltern extra Urlaub. Der Eingang der Kirche wurde, wie heute noch üblich, mit einer Girlande geschmückt. Schwierig war es, in der damaligen Nachkriegszeit einen Anzug und festliche Schuhe aufzutreiben. Der Pastor besuchte am Sonntag alle Konfirmationsfamilien, was einige zu der Bemerkung
veranlasste: „Der frisst sich mal wieder durch“. Am Tag nach der Konfirmation fuhr man nach Göttingen zum Fotografen, um ein Erinnerungsfoto machen zu lassen, da die wenigsten selbst einen Fotoapparat besaßen. Die Konfirmation war für viele gleichzeitig der Abschluss der Schule; am 1. April begann für die meisten die Lehrzeit.

Heinrich Hardege und Peter Burkhardt

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