Wir ernten, was wir säen - Impulspapier der ev.-ref. Kirche

Foto: Christa Schlichting

Im Frühjahr 2015 hat die Gesamtsynode beschlossen, einen Zukunftsprozess auch in der ev.–reformierten Kirche zu starten. In den Kirchengemeinden und Synodalverbänden soll diskutiert werden, wie wir unser Dasein zukunftsorientiert gestalten können. Man hofft, jetzt dafür einen guten Zeitpunkt erwischt zu haben. Im Februar fiel der Startschuss. Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Gemeinden waren bei der feierlichen Überreichung des 48 Seiten starken „Impulspapier“ in der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden dabei. Darin sind alle relevanten Themen aufgelistet, Impulse angestoßen und viele Fragen formuliert, damit wir in der Diskussion über unsere Gemeinde besser Antworten finden. Das Papier mit brillanten Fotos laden Sie sich herunter oder bestellen es im Gemeindebüro. Das Lesen lohnt sich.
Im Vorwort heißt es: „Wir als Kirche haben einen Auftrag. Alle Menschen sollen durch uns die gute Nachricht über den Gott des Alten und Neuen Testaments erfahren… Befragungen zeigen, dass wir viele Menschen kaum noch oder gar nicht mehr erreichen. Sie vermissen die Kirche und ihre Botschaft gar nicht. Kirche verliert an Bedeutung, an Mitgliedern und damit auch an finanziellen Möglichkeiten. Eine Negativspirale, der wir uns entgegenstellen wollen. Gemeinsam! Wir wollen gemeinsam ehrlich und schonungslos schauen, was unsere Kirche in Zukunft wieder „bemerkenswerter“ macht. Dabei haben wir Hilfe an Bord: Gott begleitet uns auf diesem Weg. So wie wir es singen: „Vertraut den neuen Wegen“(EG 395).
Das Papier enthält keine Lösungen! Sondern Anregungen und Fragen. Es will uns locken, Erfahrungen, Wünsche und Ideen einzubringen. Es diskutieren nicht allein Abgeordnete von Kirchenrat und Gemeindevertretung. Wirklich jede und jeder ist eingeladen, sich schriftlich oder bei einem Diskussionsangebot am 22. November um 19.00 Uhr im Gemeindehaus in Eddigehausen zu beteiligen.
Darum geht´s. Zuerst fragt sich die Gemeinde: Was ist alles gut bei uns? Wo sind unsere „leuchtenden Sterne“, die wir im Gemeindeleben bewahren wollen? Was kann man aber auch zurücklassen, weil eine andere Gemeinde in der Nachbarschaft es gut macht?
Weiter geht es im II. Abschnitt um den gesellschaftlichen Bedeutungsverlust der Kirche. In weiten Teilen der Gesellschaft spielen unser Glaube und die Kirche keine Rolle mehr. Wir müssen uns fragen, wer sich auf unser Gemeindeleben in Bovenden, Eddigehausen und Reyershausen ansprechen lässt, wer es aber nicht mehr tut und warum? Wie erhalten wir diese Bindung? Wen wollen unsere Gemeinden wieder einladen? Mit welchen Angeboten? Was wollen wir neu machen?
Der Zeitpunkt für diese Überlegungen ist günstig. Noch sind finanzielle Möglichkeiten gegeben. Noch können wir Veränderungen selbst mitgestalten. Auf Dauer sinkt die Anzahl Mitarbeitenden. Es ist wichtig, gezielt Ehrenamtliche anzusprechen und sie für ihre Tätigkeiten fortzubilden. Auch Pfarrstellen werden unbesetzt bleiben. Wir müssen uns von Gebäuden und Arbeitsfeldern trennen. Gemeinden werden zusammenrücken müssen und sich dafür gemeinsam auf bestimmte Profile (z.B. Diakonie, Kinder- und Jugendarbeit, Kirchenmusik) verständigen. Wir wollen agieren statt reagieren. Laut Gesamtsynode soll sich jede Gemeinde auf den Weg machen. Es geht um die Zukunft unserer Kirche. Dabei ist es auch Ihr/Dein Part, sich aktiv in die Diskussion einzubringen. Die Ergebnisse der Diskussionen in den Gemeinden werden im Januar 2017 gesammelt und Konsequenzen in der Herbstsynode beraten.
Pastorin Jenny Robbert

Gesellschaft und Kirche im Wandel - jetzt den Aufbruch wagen
Ein ganz gewöhnlicher Sonntag, 10.00 Uhr morgens

Die Kirchenglocken läuten. Doch nur wenige Menschen nehmen in den Kirchenbänken Platz: Ein paar Menschen mittleren Alters, einige Senioren und drei Konfis.
„Ich würd ja gern öfter zur Kirche kommen. Mir gefällt das, im Gottesdienst zur Ruhe zu kommen“, erzählt die Konfirmandenmutter beim Abholen ihrer Tochter. „Aber Sie wissen ja, wie das ist: Mein Mann und ich arbeiten viel, die Kinder haben Schule und den Sport. Da sind wir froh, wenn wir mal ausschlafen und in Ruhe alle zusammen frühstücken können.“
Freizeitaktivitäten gewinnen an Bedeutung im Leben moderner Menschen, sind aber immer schwerer in ihre Zeitabläufe einzubinden. Eine „mobile Gesellschaft“ ist entstanden, ständig in Bewegung, unterwegs in den Neuen Medien: Heute ins Kino oder doch lieber zur Geburtstagsparty? Spontane Planänderungen gehören zum Lebensentwurf.
Unsere Kirche passt mit ihren Angeboten immer weniger zu diesen neuen Lebensgewohnheiten. Wir wissen oft nicht, wonach Menschen fragen, was sie vermissen, was ihnen wichtig ist. Dabei wird es umso wichtiger zu verstehen, was das Leben der Menschen heute bestimmt.
Hinzu kommt noch ein viel größeres Problem, das schleichend zunimmt. Viele Menschen vermissen die Botschaft der Kirche nicht. Ihre Lebensfragen, ihre Hoffnungen beziehen sie nicht automatisch auf Gott. Sie gehören bereits der zweiten oder sogar dritten Generation an, die nicht in die praktische Ausübung christlichen Glaubens hineinwächst. Biblische Geschichten lesen, über Gott nachdenken, sich Gott im Gebet anvertrauen, einen Gottesdienst besuchen, christliche Lieder singen, Zweifel und Anfragen an Gott aushalten… all das erlernen Christinnen und Christen oft schon im Kindesalter in ihren Familien. Sie erfahren in der Gemeinschaft mit anderen: Da sind Menschen, denen es genauso geht wie mir. Diese Gemeinschaft und der lebendige Austausch der Christinnen und Christen untereinander sind das Herzstück einer Kirchengemeinde.
Und dieses Herzstück verliert an Substanz: Unsere Kirche verliert konstant an Mitgliedern. Besonders junge Leute denken über den Austritt nach. Mit dem Mitgliederschwund kommt der Rückgang finanzieller Ressourcen. Gerade da, wo wir Mittel für frische Ideen und zum Erhalt der Infrastrukturen brauchen.
Es noch nicht zu spät: An Weihnachten und zu Schulanfängergottesdiensten stellt die Küsterin zusätzliche Stühle in die Kirche. Eltern lassen ihre Kinder taufen, Paare lassen sich trauen, die Kitakinder freuen sich auf ihren monatlichen Gottesdienst und Jugendliche kommen gerne in den Konfirmandenunterricht. Generationsübergreifende und musikalische Gottesdienste erreichen unterschiedliche Zielgruppen. Es gibt Raum für neue spannende Projekte und es gilt Ehrenamtliche dafür zu gewinnen, sie zu begeistern, sie wertschätzend zu fördern und zu begleiten. Die Gelegenheit für einen Aufbruch ist also günstig. Es liegen noch einige Jahre vor uns, in denen es uns möglich sein wird, Veränderungen selbst zu gestalten.
Pastorin Christina Klasink

Gemeindemitglieder äußern sich

Was gefällt uns an unserer Kirchengemeinde, was macht sie besonders? Gibt es vielleicht auch Dinge, die uns nicht gefallen? Welche Wünsche und Ideen haben wir als Gemeindemitglieder? Diesen Fragen wurde in verschiedenen Interviews mit einigen Gemeindemitgliedern aus Bovenden, Eddigehausen und Reyershausen nachgegangen.
Margarethe Hasenclever aus Bovenden:
Mir gefällt der 18.00 Uhr Abendgottesdienst gut. Das sollte viel öfter sein. Viele möchten Sonntagmorgen mit ihrer Familie in Ruhe frühstücken, dann finde ich 10.00 Uhr zu früh. Gut finde ich auch die Konzerte in unserer Kirche, z.B. neulich mit dem Ensemble ProCant und anderen Musikern. Ein wunderbares Erlebnis! Gerne mehr davon. Nicht gut finde ich, dass die vorderen Bänke im Gottesdienst oft leer sind. Der Pastor/ die Pastorin sollte das ruhig mal ansprechen. Denn auch für sie ist es sicherlich kein gutes Gefühl, wenn die meisten Besucher so weit hinten sitzen. Wünschen würde ich mir mehr direkte Beteiligung von Besuchern am Gottesdienst. Etwa ein Gesprächsgottesdienst, oder das direkt nach der Predigt die Möglichkeit besteht etwas zu sagen, nicht erst nach dem Gottesdienst, wenn man vieles schon wieder vergessen hat.
Angelika Müller-Pook aus Bovenden:
Gut finde ich die besonderen Gottesdienste, etwa den Himmelfahrt- und Pfingstgottesdienst draußen mit Taufe oder auch den Vorstellungsgottesdienst der Konfirmanden. Konzerte in der Kirche gefallen mir auch sehr. Es könnten ruhig mehr sein. Auch der Frauengesprächskreis ist ein tolles Angebot. Wünschen würde ich mir mehr Gemeindeausflüge, etwa so wie den von Frau Robbert in die Grafschaft Bentheim. Dort kann man in Ruhe andere kennenlernen, die Gemeinschaft erleben und genießen.
Jutta Rengelshausen aus Bovenden:
Mir gefällt der Kirchenkaffee nach dem Gottesdienst sehr gut. Eine gute Möglichkeit um mit anderen ins Gespräch zu kommen. Schön wäre es, wenn es das öfter als einmal im Monat geben würde. Wünschen würde ich mir öfter einen Abendgottesdienst, so kann man das sonntägliche Frühstück länger genießen. Auch finde ich den Gottesdienst lebendiger, wenn sich mehr Gemeindemitglieder daran beteiligen würden. Die Gemeinde fühlt sich dann mehr integriert in den Ablauf.
Wilhelm und Annerose Römer aus Bovenden:
Wir finden es toll, dass Bovenden drei sehr gute Prediger/innen hat. Diese Vielfalt tut den Predigten sehr gut. Auch die ökumenischen Veranstaltungen wie die Bibelwoche oder der Pastor-/Pastorinnentausch mit anderen Gemeinden gefallen uns sehr. Überhaupt finden wir die Ökumene sehr wichtig und bei uns noch ausbaufähig. Die Singgottesdienste gerade jetzt im August oder zu Weihnachten sind auch gut. Nicht so gut finden wir den manchmal sehr störenden Lärm von Kindern bei Taufen. Gerade wenn es mehrere sind. Wir älteren Menschen freuen uns doch sehr auf eine besinnliche Predigt. Vielleicht könnte man die Kinder erst zur Taufe feierlich in die Kirche einziehen lassen. Draußen würden sie dann solange betreut. Wünschen würden wir uns bei neuen bzw. nicht so bekannten Kirchenliedern, dass sie vor dem Gottesdienst geübt werden. So ähnlich, wie es Henning Grove praktiziert. Sonst ist  es doch eine sehr unbefriedigende Geschichte. Diese Meinung haben wir schon von vielen Seiten gehört.
Dagmar Haschke aus Eddigehausen:
Gut finde ich die vielen Angebote und Aktionen in unserer Kirchengemeinde hier in Eddigehausen. Auch die vielen Musikangebote zum Mitmachen gefallen mir. Nicht so gut finde ich das Einsammeln der Kollekte mit dem  Klingelbeutel während des Gottesdienstes. Es stört doch sehr die besinnliche Stimmung. Besser ist doch ein Einsammeln am Ende wie bei der Türkollekte. Wünschen würde ich mir mehr klassische Musik im Gottesdienst. Entweder durch eine/n Organistin/Organisten vorgetragen oder durch Auftritte anderer Musiker.
Gundula Beushausen aus Reyershausen:
In unserer Kirchengemeinde hier in Reyershausen fühle ich mich sehr gut aufgehoben. Man fühlt sichzugehörig. Die Gemeindefahrten und Veranstaltungen mache ich gerne mit. Nicht gut finde ich die wechselnden Gottesdienste in Eddigehausen und unserer Gemeinde. Wünschen würde ich mir wieder einen regelmäßigen wöchentlichen Gottesdienst.
Gernot Schucht

Ihre Meinung ist gefragt!

Sie haben Lust, über die Zukunft ihrer Ortsgemeinde nachzudenken? Sie sind schon länger der Meinung, wir sollten in Ihrer Gemeinde vor Ort in neue Richtungen denken?
Sie haben Lust, über verschiedene Fragestellungen nachzudenken und zu diskutieren, um dadurch frische Ideen für Ihre Gemeinde zu finden?
Dann sind Sie hier genau richtig: Wir laden Sie zu einem Abend nach Eddigehausen ein, um gemeinsam über frische Impulse für unsere drei Plessegemeinden Reyershausen, Eddigehausen und Bovenden nachzudenken: Dienstag, den 22. November, um 19.00 Uhr im Gemeindehaus Eddigehausen.
Pastor Uwe Völker

Die Fotos und Grafiken sind aus dem Impulspapier der Ev. ref. Kirche, Leer.
Fotos: Jens Schulze (www.jensschulze.com)

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